22.02.2021
Corona Antigen Schnelltests
Der Überblick
Um möglichst frühzeitig erkennen zu können, ob eine Person an SARS-CoV-2 erkrankt und ansteckend für andere Personen ist, wird es bald möglich sein auch als Privatperson sogenannte Laien Schnelltests für zu Hause durchführen zu können. Aber wie funktionieren die Antigen-Tests überhaupt und was muss man dabei beachten? Diese und viele weitere Fragen werden wir im folgenden Artikel beantworten.
Welche unterschiedlichen Testverfahren gibt es?
PCR-Test:
Hierbei wird die Probe auf genetisches Virusmaterial im Labor untersucht. Diese Methode ist sehr sensitiv und in der Lage eine geringe Viruslast nachweisen zu können. So kann die Covid-19 Infektion schon im frühen Krankheitsverlauf nachgewiesen werden. Nachteil dieser Methode sind jedoch die hohen Kosten sowie der lange Zeitraum, bis das Testergebnis vorliegt.
PCR-Schnelltest:
Diese Tests nutzen die gleiche Methode wie PCR-Tests, allerdings deutlich vereinfacht. Der Vorteil ist hier, dass die Untersuchung nicht im Labor durchgeführt werden muss und dadurch viel flexibler ist. Allerdings ist der Test dafür nicht so sensitiv wie der Standard PCR-Test und dadurch etwas ungenauer.
Antikörper-Schnelltest:
Mit diesem Test kann überprüft werden, ob eine Person sich schon angesteckt und bereits Antikörper gegen den Erreger gebildet hat. Durch diese Tests kann keine Aussage darüber getroffen werden, ob die Person noch ansteckend ist.
Antigen-Schnelltest:
Bei den Antigen-Schnelltests werden Virusproteine im Probenmaterial nachgewiesen. Hierfür ist keine Laboruntersuchung nötig, was die Methode nicht nur günstiger, sondern sehr viel schneller als den PCR-Test macht, da das Ergebnis schon nach ca. 15- 20 min vorliegt. Hierbei ist das Ergebnis jedoch von einer hohen Viruslast abhängig. Antigen-Schnelltest können durch Ihre Einfachheit auch von Privatpersonen zuhause durchgeführt werden.
Wie funktioniert ein Antigen-Schnelltest?
Für den Antigen-Test wird, ebenso wie für den PCR-Test, zunächst Probenmaterial entnommen, welches man z.B. über einen Nasen-Abstrich erhält. Die entnommene Probe wird anschließend mit einer Testflüssigkeit in Kontakt gebracht. Diese Testflüssigkeit wird dann auf die Probenvertiefung des Schnelltest aufgebracht und nach ca. 15- 20 min kann das Ergebnis abgelesen werden. Wenn Coronavirus-Proteine in der entnommenen Probe vorhanden waren, wird dies über eine Farbreaktion, ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest, angezeigt.
Wann ist ein Antigen-Test sinnvoll?
Antigen-Tests stellen dank der schnellen Testergebnisse eine ideale Ergänzung zu den PCR-Tests dar. PCR-Test sind nicht nur aufwendiger, sondern benötigen auch viel mehr Zeit, bis ein Ergebnis geliefert werden kann. Deswegen bieten Antigen-Tests einen großen Vorteil, wenn es z.B. um einen Besuch im Pflegeheim oder Krankenhaus geht. Durch regelmäßige Anwendung der Tests können stark infektiöse Personen schneller gefunden werden und so weitere Ansteckungen verhindert werden. Auch für die Aufrechterhaltung wichtiger Betriebe oder Schulen ist die regelmäßige Durchführung von Antigen-Tests sinnvoll. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) stagniert der Rückgang von Infektionen mit Covid-19 (Stand 02/21), was wahrscheinlich mit der Verbreitung der mutierten Coronaviren in Zusammenhang steht. Um diesen Trend unterbrechen zu können ist die frühe Erkennung von stark infektiösen Personen besonders wichtig.
Man sollte sich allerdings weiterhin bewusst sein, dass ein negatives Ergebnis nicht immer bedeutet, dass man nicht infiziert ist, da die Antigen-Tests nicht die gleiche Sensitivität besitzen wie PCR-Tests. In diesem Fall kann es sein, dass die Viruslast noch zu gering ist, was jedoch ebenfalls bedeutet, dass die Person auch weniger ansteckend ist.
Aber was bedeutet dies nun genau?
Häufig werden im Kontext der angebotenen Testungen die Begriffe Sensitivität und Spezifität genannt. Aber was sagen diese beiden Kriterien überhaupt aus?
Sensitivität
Hierüber wird ausgesagt, ob Erkrankte Personen auch wirklich als solche erkannt werden. Wenn die Sensitivität also mit 98 % bei einem Test angegeben wird, bedeutet dies, dass 98 von 100 Infizierten erkannt wurden, aber bei 2 Personen die Erkrankung nicht festgestellt wurde. Diese erhalten also ein negatives Testergebnis, obwohl sie infiziert sind. Solche Ergebnisse nennt man auch „falsch-negativ“.
Spezifizität
Diese beschreibt die Genauigkeit eines Tests. Hier geht es also darum, dass nicht infizierte Personen auch als Gesunde erkannt werden. Wenn ein Test eine 97 %ige Spezifität aufweist, bedeutet dies also, dass 97 von 100 Personen einen richtiges negatives Testergebnis bekommen haben. Drei Personen haben allerdings ein positives Ergebnis bekommen, obwohl sie nicht infiziert und gesund sind. Solche Ergebnisse nennt man auch „falsch-positiv“. Die meisten Tests haben eine Spezifität von 99-100%, somit sind positive Ergebnisse bei „Nicht-infizierten“ Patienten sehr selten.
Man sollte also darauf achten, dass der verwendete Test eine hohe Sensitivität wie auch Spezifität vorweisen kann.
Neben diesen zwei sehr wichtigen Testeigenschaften gibt es aber noch weitere Faktoren, die eine wichtige Rolle spielen:
Der Zeitpunkt der Testung einer erkrankten Person
Die Viruslast ist vor allem zu Beginn, wie auch beim Abklingen der Infektion noch bzw. wieder gering, was hier zu „falsch-negativen“ Ergebnissen bei der Verwendung der Antigen-Schnelltests führen kann. Allerdings sind die Schnelltests vor allem während der Infektiösen Phase verlässlich, in welcher die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass die erkrankte Person weitere Personen anstecken kann.
Die korrekte Probenentnahme
Auch die Probenentnahme hat einen großen Einfluss auf das Testergebnis, da es gerade bei dem hinteren Nasenabstrich dazu kommen kann, dass das Teststäbchen nicht weit genug in die Nase eingeführt wird. So kann es dazu kommen, dass nicht genug Virusmaterial entnommen wird und die Person ein negatives Testergebnis erhält, obwohl sie infiziert ist. Es werden aber zum Glück immer mehr Testsysteme angeboten, bei denen eine nicht-invasive Probenentnahme durchgeführt werden kann, wie z.B. Spuck- oder Nasenabstrich-Tests.
Welche Arten der Probenentnahme gibt es mittlerweile?
Nasen-Rachenabstrich (Nasopharyngeal)
Hierfür wird der Abstrichtupfer fast horizontal entlang der Nasenscheidewand in die Nase eingeführt, bis der Widerstand der Rachenwand spürbar ist. Nach kurzem Rotieren wird der Abstrichtupfer dann wieder entnommen.
Mund-Rachenabstrich (Oropharyngeal)
Zunächst wird die Zunge mit einem Spatel heruntergedrückt. Der Abstrichtupfer wird dann anschließend mit einer drehenden Bewegung an der Rachenwand entlang gestrichen.
Da diese beiden Probeentnahmen recht unangenehm und nur schwer allein durchführbar sind, wird die Probenentnahme bei den Laien-Schnelltests für zu Hause mit nicht invasiven Methoden möglich sein. Zu den nicht invasiven Probeentnahmen gehören:
Nasenabstrich (Nasal)
Der Abstrichtupfer wird bis zur Nasenmuschel in die Nase eingeführt. Nach ein paar rotierenden Bewegungen wird dieser entfernt und die gleiche Durchführung noch mal für das zweite Nasenloch wiederholt.
Gurgel-, Spuck- und Lutschtests
Durch 30 Sekunden langes Gurgeln oder durch Räuspern wird zunächst der Speichel aus dem Rachenraum gelöst, welcher anschließend in den Sammelbehälter gespuckt wird. Auch ein längeres Ansammeln von Speichelmaterial in der Mundhöhle ist bei einigen Testverfahren möglich sowie die Verwendung von sogenannten „Lollis“, welche das Speichelmaterial direkt in der Mundhöhle aufnehmen.
Können die Antigen-Schnelltests auch die neuen mutierten Virus-Varianten erkennen?
Kürzlich sind zwei neue Virusvarianten nachgewiesen worden, die mehrere Mutationen aufweisen und dadurch laut der aktuellen Datenlage infektiöser als die ursprüngliche SARS-CoV-2 Variante sind. Die meisten Mutationen dieser neuen Varianten betreffen das Spike-Protein, welches auf der Oberfläche der Viren vorkommt und für den Eintritt in die menschliche Zelle verantwortlich ist. Anders als bei den zurzeit verwendeten Impfstoffen, wird bei den Antigen-Schnelltests nicht das Spike-Protein, sondern das Nukleokapsid-Protein erkannt und nachgewiesen. Dieses Nukleokapsid-Protein umschließt die virale RNA im Virusinneren. Auch hier können Mutationen vorkommen, jedoch treten diese im Vergleich zum Spike-Protein sehr selten auf. Deswegen können auch die neuen Varianten aus dem Vereinigten Königreich (B.1.1.7) sowie aus Südafrika (B.1.351) weiterhin effektiv von den Antigen-Schnelltests erkannt werden.
Was muss ich tun, wenn ich ein positives Testergebnis erhalte?
Man sollte sich zunächst sofort selbst in Isolation begeben und das zuständige Gesundheitsamt über das positive Testergebnis informieren. Hier wird man dann über das weitere Vorgehen informiert und es wird ein Termin für einen PCR-Test vereinbart, um das positive Ergebnis des Antigen-Schnelltests zu bestätigen.
Mein Test ist negativ, also kann ich jetzt ganz unbesorgt sein?
Man sollte sich bewusst sein, dass ein Ergebnis eines Antigen-Schnelltests immer nur eine Momentaufnahme ist. Es kann durchaus sein, dass man kurze Zeit später doch infektiös ist und man im Moment der Testung nur zu wenig Virusmaterial in sich getragen hat. Deswegen sollte man den Antigen-Schnelltest immer regelmäßig durchführen und weiterhin auf alle Hygienemaßnahmen achten, wie Abstand halten, Maske tragen und Hände desinfizieren.